Im Freibad

Den metallischen Geschmack des Wassers im Mund, fühle ich mich erfrischt, während ich mich abdusche. Das Wasser spritzt durch die Sonnenstrahlen dieses heißen Sommertages. Jetzt erstmal Pommes, mit schön viel Ketchup! Um mich herum schreien Kinder quietschvergnügt. Sie toben durchs Wasser und auf den Wegen des großen Freibades. Das flache Becken ist wieder pisswarm und die Kleinen und etwas größeren Nichtschwimmer tummeln sich darin. Während ich auf meine Portion Pommes warte schaue ich den Großen zu wie sie immer wieder flink von den Startblöcken ins tiefe grünblaue Wasser springen und wie der Rettungsschwimmer träge und faul in der Sonne auf der großen Brücke über dem langen großen Schwimmbecken sitzt und vor sich hin döst. Nachdem ich mit meinem Bruder bereits den halben, dieses aufregenden Sommerferientages im Freibad verbracht habe, unzählige Meter getaucht bin, Köpper ins Wasser gesprungen bin und Handstände im Wasser geübt habe, knurrt mir nun ordentlich der Magen und ich freue mich auf meine heißen, brutzligen Pommes, die ich wahrscheinlich gleich mit meinem Bruder teilen muss.

Das vergnügliche Spielen und Toben der Kinder im Freibad ist noch weit bis in die Ortschaft rein zuhören. Die warme Luft mischt sich mit Chlorgeruch, dem dumpfen Geruch von verdunstendem Wasser auf den Steinplatten des Freibades, dem Geruch von Pommesbude, heißer Bockwurst mit Senf im Brötchen und Sonnencreme. Ein laues Lüftchen versucht die nasse Haut zu kühlen. Blaulippige Kinder werden von ihren Eltern aus dem Wasser gerufen. Das Bad ist zum bersten voll und dennoch findet jeder einen Platz. Die Kleinen bei ihren Eltern auf der Decke. Die etwas größeren schon allein mit Freunden, oder Geschwistern und die großen und coolen sind drüben auf der großen Wiese, hören Musik, trinken Limo und Bier und spielen ab und an Volleyball oder Tischtennis, bis es ihnen zu heiß wird und sie sich gegenseitig ins Wasser jagen. Die kleine Allee neben dem Häuschen mit der Bockwurstbude und den Rettungsschwimmern bietet etwas Schatten und strahlt Ruhe in dieses hetzige Getobe an diesem Sommertag im Freibad.

Gleich sind meine Pommes fertig. Mein kleiner Bruder kommt angelaufen. Er hatte noch Geld vom Papa bekommen und will nun eine Wiener und ein Eis. Eingehüllt in seinen Bademantel und mit blauen Lippen steht der kleene Semmelkopp da. Pitschnass und freudig grinsend auf sein Eis wartend. Hinten am Ende vom großen Becken geht es ganz tief runter. Bis über drei Meter fünfzig. Dort tauchen die ganz Großen oft tief runter nach einem Kopfsprung vom Block. Ich hab' das auch mal probiert. Dabei hat's mächtig in den Ohren gepikst und gedrückt. Oft sind auch welche mit Taucherbrillen unterwegs. Sie bergen dann wahre Schätze. Fünf-Mark-Stücke, Haargummis und manchmal auch Goldkettchen. Wahrscheinlich sind die den Leuten vom Körper gesprungen beim Eintauchen ins kühle Nass. Letztens war ich mal wieder rutschen. Die große Rutsche steht direkt neben den hinteren Startblöcken, aber noch nicht im Tiefen. Die schwarze Gummirutschbahn war heiß und trocken. Vor mir war wohl länger keiner drauf. Auf dem Weg nach unten ins Wasser war schnell mein Popo trocken und halb klebend halb rutschend bin ich dann die Bahn runter ins Wasser gequietscht. Das hat noch ganz schön lange am Popo gezogen. Aber es war lustig. Die Absperrung vom Nichtschwimmer zum Schwimmer ist durch ein langes Metallgeländer mitten ins riesige Becken eingebaut. Dort sitzt es sich sehr gut drauf. Auch Tauchen und Springen kann man an den Stangen sehr gut üben. Wenn ich mit meinen Freundinnen baden bin sind wir die ganze Zeit da und machen Blödsinn. Eine von ihnen findet auch dort mit ihrer Taucherbrille immer die unsagbar schönsten Sachen im Wasser. Heute muss ich auf meinen kleinen Bruder aufpassen und bin nicht so viel im Tiefen. Gerade bekommt er seine Wiener und will sie mit Senf und Ketchup. Endlich, meine heiß ersehnten Pommes, das Eis, ach und noch 'ne Limo - man soll ja nicht verdursten bei all dem Wasser hier.

Wir gehen zurück auf unsere Decke und lassen es uns schmecken. Beim Eis muss ich helfen, sonst läuft es weg. Die halbe Stunde nach dem Essen bis wir wieder ins Wasser gehen dürfen zieht sich zäh wie der heiße Teer zwischen den Steinplatten im Freibad. Endlich wieder im Wasser muss mein kleiner Bruder pullern. Heute darf er mal ins Wasser machen. Sieht ja keiner. Die Toiletten sind am anderen Ende vom Freibad. Dort ist es kalt und oft stinkt es auch. Das ersparen wir uns heute.

Gegen halb sechs kommen wir so langsam aus dem Wasser und krümeln uns auf der Decke zusammen. Bald schließt das Freibad und wir müssen nach Hause zum Abendessen. Ohja, Hunger! Den haben wir schon wieder. Wir ziehen uns um, packen zusammen und freuen uns, platt wie wir sind, über diesen schönen Sommertag im Freibad, an dem wir wieder allen Quatsch machen durften, der uns in den Sinn kam.
Dieses Mal ist mein Bruder schneller als ich. Ihm knurrt ordentlich der Magen..